Haus Immanuel

Geschichte der Mutter-Kind-Häuser (MuKis) der Caritas Wien

Das erste Mutter-Kind-Haus (kurz auch MuKi) entstand 1993 in der Vorgartenstraße 90. Das jetzige Haus Immanuel begann klein mit leerstehenden Wohnungen im Haus, ehe es durch mehrere Umbauphasen erweitert wurde.

2009/2010 kam das Haus Luise dazu mit zusätzlichen Angeboten und letztendlich 2017 das Haus Frida, um auf den Bedarf von Müttern mit ihren Kindern zu reagieren, die keinen Anspruch auf Angebote der Wiener Wohnungslosenhilfe haben

Das Haus Immanuel auf einen Blick:

  • Am 15.03.1993 Einzug der ersten Familien.
  • 15 Mitarbeiter*innen inklusive Zivildiener und einer Person, die das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) absolviert.
  • Angebote: Bezugsbetreuung und Gruppenangebote für soziales Lernen, Förderung des sozialen Zusammenhalts, Ausflüge, eine Fest- und Feierkultur, Lernen voneinander und miteinander, Förderung der Mutter-Kind-Interaktion.
  • Im Haus ist auch die Beratungsstelle Muki-mobil angesiedelt. Zielgruppe sind ehemalige Bewohnerinnen von Mutter-Kind-Einrichtungen. Zielsetzung ist der Erhalt der Wohnungen. Bei diesem Angebot ist die Basis Freiwilligkeit.
  • 19 FSW-geförderte und 2 spendenfinanzierte Wohnplätze.

Nachgefragt! – Bei Clementine Rath (Leiterin)

bra: Woher kommt der Name des Hauses?

Clementine: Bis 1997 war es das „Haus für Mutter und Kind“. Dann wollten wir einen Namen und haben lang nachgedacht und uns im Team auf „Immanuel“ geeinigt: Die Übersetzung lautet „Gott mit uns“, das hat damals allen Frauen gut gefallen.

Welchen Auftrag erfüllt das Haus?

Das Haus bietet Überbrückungswohnen für wohnungslose Familien. Das Angebot ist eine einfache Unterbringung in Wohnungen mit möglichst viel Eigenständigkeit.


Kolleg*innen gefragt! – Interview mit Katharina Kickinger

bra: Wie lange arbeitest du schon im Haus Immanuel?

Katharina: Ich arbeite seit Herbst 2014 als Betreuerin im Haus.

Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders gut?

Mir gefällt besonders gut, dass die Arbeit so abwechslungsreich ist. Wir haben Gestaltungsfreiraum, die Arbeit weiterzuentwickeln, neue Projekte auf die Beine zu stellen, z.B. Workshops, Sportstunden anzubieten. Man lernt auch so viel über andere Kulturen und auch für sich selbst bezüglich Eltern sein, Kinder, Familie.

Vielleicht fällt dir eine kleine Geschichte ein, die dir in Erinnerung geblieben ist, dich beeindruckt oder besonders berührt hat.

Vom letzten Jahr ist mir noch die Gartenwerkstatt in Erinnerung, die ich mit den Kindern in kleinen Gruppen gemacht habe. Zu Beginn wollten die Stadtkinder die Erde gar nicht angreifen, später haben sie sogar die Regenwürmer in die Hand genommen und wieder in die Erde gesetzt.

Gibt es Erschwernisse im Arbeitsalltag?

Die Pandemie hat den Austausch im Team sehr eingeschränkt, die Teams per Zoom waren sehr anstrengend. Auch gab es Einschränkungen bei den Gruppenveranstaltungen, Geburtstagsfeiern und Abschiedsfeiern.

Was wünschst du dir für die Zukunft des Haus Immanuel?

Ich wünsche mir voll besetzte Wohnungen und weiterhin eine gute Zusammenarbeit im Team, das Miteinander im Haus, gemeinsame Geburtstagsfeiern und Abschiedsfeiern mit den Frauen und Kindern.

Vielleicht gibt es etwas, das du deinem Betriebsrat mitteilen möchtest.

Weiterhin an der 35-Stunden-Woche dranbleiben! Wieder im Rathaus feiern, das wäre schön und ein Dankeschön für das Organisieren.


Kolleg*innen gefragt! – Interview mit Christine Kammerlander von Muki-mobil

bra: Wie viele Frauen habt ihr in der Nachbetreuung?

Christine: Offiziell haben wir derzeit 7 Betreuungsplätze, tatsächlich begleiten ich und meine Kollegin aber 13 Frauen intensiver und kümmern uns um 11 „betreute Konten“. Wir übernehmen auch die Nachbetreuung von Frauen der anderen Mutter-Kind-Häuser der Caritas, fallweise auch von Mutter-Kind-Einrichtungen anderer privater Träger in Wien. In Planung ist eine niederschwellige Beratungsstelle für Frauen aus allen privaten Mutter-Kind-Einrichtungen. Die Kontakte funktionieren gut, weil die Frauen auch das Kleiderlager im Haus nützen und immer wieder etwas Brauchbares für den Alltag mitnehmen können. Oft erfahren wir erst bei diesen Kontakten, dass auch andere Unterstützung notwendig ist.

Wie lange arbeitest du schon im Haus Immanuel?

Ich arbeite seit 2010 im Haus Immanuel und habe nach einem Jahr mit der Nachbetreuung von Frauen begonnen, heute Muki-mobil bzw. Beratungsstelle Muki-mobil.

Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders gut?

Mir gefällt die große Bandbreite an verschiedenen Frauen in Bezug auf ihren kulturellen Hintergrund und ihren Bildungsstand. Wir können Frauen bei Notwendigkeit über einen langen Zeitraum begleiten, d.h. wir arbeiten sehr individuell an den Bedürfnissen der Frauen orientiert.

Fällt dir eine kleine Geschichte ein, die dir in Erinnerung geblieben ist, dich beeindruckt oder besonders berührt hat?

Besonders beeindruckt hat mich das letzte Weihnachtsfest von Muki-mobil, das mit einem Trommler aus Senegal stattgefunden hat. Da habe ich die afrikanischen Frauen in ihrem Element erlebt und mit einem Selbstbewusstsein, das wir sonst im Alltag nicht so erleben.

Gibt es auch Erschwernisse im Arbeitsalltag?

Jetzt vor allem während der Pandemie gibt es die Erschwernis, dass die Frauen so schlecht digital ausgerüstet sind. Das wird auch weiterhin eine große Herausforderung bleiben, wie wir mit den Frauen digital weiterarbeiten können, z.B. Anträge online stellen usw. Erschwerend ist auch die schlechte Erreichbarkeit von Ämtern, vor allem der Zugang zu geeigneten Ansprechpersonen. Es gibt nur „Servicenummern“, Warteschleifen, aber kaum eine individuelle Bearbeitung von Anliegen.

Was wünschst du dir für die Zukunft von Muki mobil?

Ich wünsche mir, dass es weiterhin viele Spender gibt, die bereit sind, finanziell auszuhelfen. Ich wünsche mir weiterhin Fonds für Ausbildungen oder Therapien für Kinder – Fonds mit niederschwelligem Zugang. Ich freue mich wieder auf Gruppenveranstaltungen, dass wir unsere Info-Cafés/Workshops abhalten können.

Gibt es etwas, das du deinem Betriebsrat mitteilen möchtest?

Ich bin sehr froh über mein Diensthandy, fürs Arbeiten unterwegs wäre ein Laptop sinnvoll, weil man doch einige Frauen eher über Hausbesuche erreicht. Auch die Finanzierung einer Jahreskarte wäre gut für uns.


  • Bericht & Interviews: Andrea Abedi, langjährige Mitarbeiterin in der Sozialberatung, seit 2018 im Haus Immanuel; Betriebsrätin
  • Fotos: (c) Caritas Wien